Kommunisten im antifaschistischen Widerstand
aus Rote Fahne 04/2010
Es war eine der westdeutschen Nachkriegsspezialitäten, dass die Rolle und Bedeutung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) im Kampf gegen Hitler möglichst totgeschwiegen, heruntergespielt oder gar verleumdet wurde. Viele der in der BRD nach 1945 Geborenen wissen daher oft wenig oder gar nichts über dieses Kapitel der deutschen Geschichte.
Die KPD wurde in der Weimarer Republik unter der Führung des Hamburger Arbeiters Ernst Thälmann zu einer Massenpartei – Thälmann selbst erhielt bei seiner Präsidentschaftskandidatur 1932 fünf Millionen Stimmen und war für die Herrschenden der Staatsfeind Nummer 1. Kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde er verhaftet und anschließend fast 12 Jahre in Einzelhaft gefangen gehalten, bis er 1944 im KZ Buchenwald auf Befehl Hitlers heimtückisch ermordet wurde. Von den etwa 300.000 Mitgliedern der KPD wurden 150.000 verfolgt, eingekerkert oder ins KZ verschleppt. Nach vorsichtigen Schätzungen wurden etwa 20.000 KPD-Genossinnen und Genossen ermordet.
Der Widerstand der KPD war vielfältig:
- Führende Funktionäre erhielten von der sozialistischen Sowjetunion Asyl und die Möglichkeit, vom Boden des ersten Arbeiterstaats der Welt aus eine antifaschistische Tätigkeit zu entfalten, z. B. durch Radiosendungen. Besonderen Stellenwert bekam nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion die Arbeit prominenter Kommunisten als Frontpropagandisten und in den Kriegsgefangenenlagern. Dort wurden antifaschistische Schulungen und Kurse organisiert, in denen zahlreiche nach dem Krieg politisch Aktive herangebildet wurden.
- In vielen europäischen Ländern, aber auch in den USA, in Lateinamerika und China, organisierten sich KPD-Emigranten, arbeiteten mit den einheimischen Kommunisten zusammen und beteiligten sich – so vor allem im Spanischen Bürgerkrieg von 1937 bis 1939, aber auch in der Résistance nach der Besetzung Frankreichs – am bewaffneten Kampf gegen den Faschismus.
- Die wichtigste und gefährlichste Widerstandsarbeit leisteten die Parteimitglieder im illegalen Kampf in der Heimat: Vor allem in großen Industriebetrieben war die KPD die einzig organisiert arbeitende Kraft des antifaschistischen Widerstands. Selbst in den KZs bildeten die Kommunisten eine Kraft, die das Überleben zahlreicher Gefangener bewirkte.
„Im Januar 1940 gab die faschistische Geheime Staatspolizei anläßlich einer Schulung höchster Gestapobeamter eine Denkschrift über die ‚Aufgaben der Geheimen Staatspolizei bei der Bekämpfung der Gegnerkreise – Kommunismus-Marxismus‘ heraus. Darin hieß es, die illegale antifaschistische Schriftpropaganda habe bis 1939 so große Ausmaße angenommen, daß eine erfolgreiche Bekämpfung des illegalen Schrifttums nur möglich sei, ‚wenn an zentraler Stelle ein Überblick über den Umfang und die Methoden der Herstellung und Verbreitung … gegeben werden kann.‘“ (Pikarski/Uebel – „Die KPD lebt“, Berlin 1980, S. 70)
Der selbstlose und heldenhafte Kampf der Kommunisten war die wichtigste Erscheinung des gesamten antifaschistischen Widerstands. Er hatte seine Grundlage in der Weltanschauung des wissenschaftlichen Sozialismus, mit der das Wesen des Faschismus bestimmt wurde. 1935 stellte der Generalsekretär der Kommunistischen Internationale, Georgi Dimitroff, fest: Der Machtantritt des Faschismus „ist nicht die einfache Ersetzung einer bürgerlichen Regierung durch eine andere, sondern die Ablösung einer Staatsform der Klassenherrschaft der Bourgeoisie, der bürgerlichen Demokratie, durch eine andere, durch die offen terroristische Diktatur.“
So wie die KPD die stärkste Kraft des Widerstands bildete, war sie auch die einzige, die 1945 öffentlich Selbstkritik übte, weil sie es nicht vermocht hatte, Hitler und seinen Krieg zu verhindern. Während in der DDR die Antifaschisten begannen, einen neuen Staat aufzubauen, wurden sie in Westdeutschland erneut verfolgt, verboten und oft genug mit Gefängnis bestraft!