Geschichte

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Vor 100 Jahren: Gründung der Spartakusgruppe

Vor 100 Jahren: Gründung der Spartakusgruppe
Bewaffnete Arbeiter in Berlin in der Novemberrevolution

Einmütig hatten sich die in der II. Internationale zusammengeschlossenen Arbeiterparteien Europas gegen den heraufziehenden I. Weltkrieg ausgesprochen, der am 1. August 1914 begann. Noch am 25. Juli hatte der Sozialdemokratische Parteivorstand verkündet: „Wir wollen keinen Krieg! Nieder mit dem Kriege! Hoch die internationale Volksverbrüderung!“ In zahlreichen Städten demonstrierten Hunderttausende Arbeiter unter diesen Losungen. Doch dann kam es zu einem in der Arbeiterbewegung bis dahin beispiellosen Verrat: Nach der russischen Mobilmachung am 30. Juli 1914 schwenkte die SPD-Führung auf Kriegskurs ein und propagierte die „Vaterlandsverteidigung“. Im Reichstag stimmten die SPD-Abgeordneten für die Kriegskredite und verkündeten einen „Burgfrieden“ – die Einstellung des Klassenkampfs der Arbeiter gegen die kriegsführenden Monopole.

Dieser Opportunismus der SPD-Führer nährte sich aus den Privilegien, die ihnen die Herrschenden schon seit Längerem gewährt hatten. Auch in Frankreich und England ordneten sich die sozialdemokratischen Parteiführer ihrer herrschenden Klasse unter, die II. Internationale zerfiel, die Arbeiter wurden gegeneinandergehetzt. Nur wenige Arbeiterparteien, an der Spitze die von Lenin geführten Bolschewiki in Russland, stellten sich von Anfang an dem Krieg entgegen.

Das Verdienst der deutschen Linken

Lenin geißelte den Opportunismus, der zum Sozialchauvinismus, zur „Rechtfertigung des Bündnisses der Sozialisten mit der Bourgeoisie und den Regierungen der ‚eigenen’ Länder“ wurde1, und bemühte sich, die revolutionären Kräfte dagegen zusammenzuschließen. Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin, Wilhelm Pieck, Franz Mehring und andere waren solche revolutionären Führer der deutschen Linken. Rosa Luxemburg wurde im Februar 1915 inhaftiert. Unter Liebknechts Führung traf sich im März 1915 erstmals die Gruppe „Internationale“, die sich allerdings noch nicht das notwendige Ziel der organisatorischen Loslösung von der SPD stellte. Im April 1915 verfasste Rosa Luxemburg im Gefängnis die Schrift „Die Krise der Sozialdemokratie“, die als „Junius-Broschüre“ bekannt wurde.2 Lenin begrüßte sie als „ausgezeichnete marxistische Arbeit“ und kritisierte kameradschaftlich darin noch enthaltene Mängel. Am 1. Januar 1916 wurde von den Linken schließlich eine Reichskonferenz nach Berlin einberufen. Diese Geburtsstunde des Spartakusbundes hatte ihre Bedeutung weniger in den zugrundeliegenden Leitsätzen. Lenin sagte dazu, dass die revolutionären Taten der Linken besser seien als ihre Theorien. Der Wert der Konferenz lag vielmehr in der Vereinigung allderer in Deutschland, die dem imperialistischen Krieg durch revolutionäre Taten ein Ende machen wollten. Es war jedoch die Tragik der deutschen Linken, dass erst zwei Jahre später, mitten in der Revolution von 1918, die endgültige Gründung einer neuen revolutionären Partei erfolgte, der KPD. Die barbarische Ermordung ihrer Führer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Januar 1919 gehörte zum Versuch der herrschenden Klasse, diesen Kampfstab wieder zu zerschlagen.