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Kulturrevolution

An einem Theaterstück brachen also die Widersprüche offen auf. Mit dem „Rundschreiben vom 16. Mai 1966“ kritisierte das ZK der KP Chinas die „Thesen über die Kulturrevolution“, die Peng Dschen eigenmächtig herausgegeben hatte:

  • Die „Thesen“ wollten aus der Kritik an dem „Hai Jui“-Stück und der ganzen Kulturrevolution eine „akademische Diskussion“ machen. Die Kritik an dem politischen Inhalt sollte verboten werden.
  • Die „Thesen“ lenkten vom Klassencharakter der Auseinandersetzung ab: bürgerliche Meinung, sozialistische Meinung, alles sollte gleichberechtigt nebeneinander stehen. Doch es ging ja um mehr: Um die Frage, ob das alte Ausbeutersystem wieder errichtet wird.
  • Schließlich stemmten sich die „Thesen“ mit aller Kraft gegen die umfassende Kritik durch die Massen. Den Rebellen, die die Zugeständnisse an den Universitäten und Schulen bekämpften, sollten alle möglichen Verbote und Beschränkungen auferlegt werden.

In dem Rundschreiben des Zentralkomitees wird klar und deutlich die politische Absicht genannt, die die „Thesen“ verbergen wollten: „Die Repräsentanten der Bourgeoisie, die sich in die Partei, in die Regierung, in die Armee und in die verschiedenen Bereiche der Kultur eingeschlichen haben, sind ein Häuflein von konterrevolutionären Revisionisten; sie werden, sobald die Zeit dafür reif ist, die politische Macht an sich reißen und die Diktatur des Proletariats in die Diktatur der Bourgeoisie umwandeln.“

Der Startschuss für die Massenkritik an den bürgerlichen Ansichten war gefallen. Beide Dokumente, das Rundschreiben des Zentralkomitees und Peng Dschens „Thesen“, wurden in der Partei zur Diskussion gestellt. Was sich an falschen Ansichten, an Fehlern und an Kritik in den Jahren seit dem Großen Sprung angestaut hatte, das prallte nun mit aller Schärfe aufeinander.

Mit einzelnen Kritiken und Verbesserungsvorschlägen war es nicht mehr getan. Zu sehr hatten sich die „Machthaber auf dem kapitalistischen Weg“ von den Interessen des Volkes entfernt.

Nun beginnt die Massenkritik, die revolutionäre Aktion auf der Straße, mit Demonstrationen und Wandzeitungen. Die Kulturrevolution sollte den ganzen Bereich des Erziehungswesens, der Literatur, Betriebsorganisation, also des „Überbaus“ umwälzen.