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Was treibt 60 Millionen Menschen in die Flucht?

Seit dem II. Weltkrieg waren nicht mehr so ­viele Menschen wie heute auf der Flucht – über 60 Millionen sind es bereits weltweit.

Der internationale Flüchtlingsstrom ist eine Begleiterscheinung der zunehmenden allgemeinen Krisenhaftigkeit des Imperialismus: Wirtschaftskrisen, ökologische Krisen, Hunger und Elend, Kriege und Unterdrückung bringen Millionen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen.

Die meisten Flüchtlinge kamen Ende 2015 aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. In allen drei Ländern haben die NATO-Staaten unter Führung der USA versucht, ihre Allmachtsfanta­sien der „Neuen Weltordnung“ militärisch durchzusetzen.

Der Krieg in Syrien ist ein Beispiel, wie die imperialistischen Mächte der Welt versuchen, den berechtigten Kampf der Massen um Freiheit und Demokratie zu missbrauchen, um ihre Einflusssphären im Nahen und Mittleren Osten neu aufzuteilen.

Im Sinne der USA und der EU-Im­pe­rialisten sollte der reaktionäre Macht­haber Assad gestürzt und Syrien aus dem Einflussbereich Russlands herausgebrochen werden. Russland hat reagiert und greift direkt in den Krieg ein, um Assad zu stützen: Schon entsteht eine neue Fluchtwelle unter 3,5 Millionen unmittelbar bedrohten Menschen.

Das Land ist auch zum Zankapfel der regionalen neuimperialistischen Mächte Türkei, Saudi-Arabien und Iran geworden. Sie bedienen sich islamisch verbrämter faschistischer Gruppierungen wie Al Nusra, Al Qaida oder des inzwischen mächtigen „Islamischen Staats“. Auch der deutsche Imperialismus mischt mit Bodentruppen in Afghanistan und Tornados in Syrien mit. Die allgemeine Gefahr eines III. Weltkriegs wächst.

Während die dekadentesten Reichen der Welt in Saus und Braus leben, hat die UN in den Flüchtlingslagern im Libanon die Lebensmittelversorgung auf 45 Cent pro Person und Tag gekürzt, weil die Mitgliedsstaaten ihre Hilfszusagen nicht eingehalten haben. Zwölf von 30 Millionen Syrern sind schon Flüchtlinge.

Unter Todesgefahr klettern Flüchtlinge in rissige Schlauchboote, versuchen unter rasiermesserschar­fem NATO-Stacheldraht hindurch­zu­kom­men, besteigen über­volle und dunkle Lkws oder wandern durch Minenfelder und eisige Grenzflüsse.

25 000 Flüchtlinge starben seit dem Jahr 2000 grauenvoll im Massengrab Mittelmeer. Kein Mensch würde sich ohne große Not solch einer Todesgefahr aussetzen. Die Millionen auf der Flucht können und wollen nicht mehr in der alten Weise leben und lassen sich auch von Zäunen, Mauern und dem europäischen Grenzschutz Frontex nicht aufhalten.

Das hat die herrschende Flüchtlingspolitik in die Krise gestürzt.

Die EU ist in der Flüchtlingsfrage heillos zerstritten und in einer offenen Krise.

Die weltweiten Flüchtlingsströme sind eine einzige Anklage gegen die Unfähigkeit des imperialistischen Weltsystems, einer wachsenden Masse der Weltbevölkerung ein menschenwürdiges Leben zu gewähren.

Zugleich hat Migration die Zivili­sation der Menschheit erst ermöglicht. Was Rassisten nicht wahrhaben wollen: Der Mensch hat die Erde durch Migration bevölkert und dabei Hochkulturen begründet durch die Verschmelzung der Fortschritte verschiedenster Völker.