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Das System der Organisations- und Kaderarbeit neuen Typs

Mit der Zerschlagung des Systems kleinbürgerlicher Methoden in der Anleitung und Kontrolle hat das Zentralkomitee grundlegende Lehren gezogen. Als Konsequenz wurde ein System der Organisations- und Kaderarbeit auf der Grundlage der proletarischen Denkweise als ein zentrales Element des Systems der Selbstkontrolle der Partei eingeführt.

Die Systematisierung der Organisations- und Kaderarbeit neuen Typs ist die einschneidendste organisationspolitische Veränderung in der marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung seit der Bolschewisierung der KPD in den 20er Jahren.

Die Bolschewisierung der Kommunistischen Parteien setzte die von Lenin entwickelten Prinzipien für die Parteien neuen Typs weltweit durch:

  • Parteien, die auf der Grundlage einer klaren ideologisch-politischen Linie und organisiert nach dem demokratischen Zentralismus arbeiteten;
  • die politische Aktivität jedes Parteimitglieds statt einer Masse passiver bzw. rein zahlender Mitglieder in der Sozialdemokratie;
  • die Konzentration auf die Betriebe und eine kommunistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit; aktive Betriebszellen statt vorwiegend eine auf Wahlkämpfe orientierte und in Wohngebieten organisierte Partei;
  • die kollektive Analyse und Beschlußfassung über die Politik der Parteien und die systematische Organisierung der Umsetzung und ihrer Kontrolle entgegen einem Stil wortradikaler Resolutionen, die niemand umsetzte.
  • Die alte Sozialdemokratie war geprägt von den Führungspersönlichkeiten, die niemandem zur Rechenschaft verpflichtet waren. Die Bolschewisierung der Partei schuf kollektive Führungsgremien mit klar bestimmter Aufgabenstellung. Auf zentraler Ebene waren dies vor allem das ZK-Plenum und die daraus gebildete Pol- und Org-Gruppe.

Bei allen historischen Fortschritten war die Bolschewisierung der KPD nicht konsequent von der dialektisch-materialistischen Methode geprägt. Mechanische Zusammenhänge, einfache Negationen und Auseinanderreißen von verschiedenen Seiten, die eine dialektische Einheit bilden, prägen die Argumentation und die praktische Durchführung der Bolschewisierung:

  • Die richtige Betonung der Bedeutung der Betriebszellen ging einher mit einer Negierung der Wohngebietsarbeit, mit einer Vernachlässigung der Arbeit unter den breiten Massen und der Arbeit unter den Zwischenschichten.
  • Ein »mehr« an Zentralismus und Kontrolle führt zu »weniger« Demokratie und Rechten der Mitglieder. Das Verhältnis von Basis und Führung und die Inhalte der Kaderarbeit der Leitungen wurden wie folgt bestimmt:
  • »Die leitenden Organe müssen ständige Verbindung mit den Parteimitgliedern haben und unter diesen die Arbeit verteilen, Direktiven geben, ihre Arbeit kontrollieren usw., um sie dadurch zur regelmäßigen, aktiven Parteiarbeit heranzuziehen.
  • Durch die Mitglieder verbreitet die Parteiorganisation die Parteilosungen und verwirklicht die Taktik der Partei unter den Massen. Gleichzeitig wird die Parteiorganisation von den Mitgliedern über die Lage der Arbeiterklasse und über die Stimmung der Massen informiert, unter denen die Parteimitglieder arbeiten.«17
  • Die notwendige Arbeit der Kommunisten in den Massenorganisationen wurde ausdrücklich auf eine Fraktionstätigkeit ausgerichtet, die letztendlich zu einer Instrumentalisierung der Massenorganisationen als Anhängsel der kommunistischen Parteien führte.
  • So richtig die kollektive politische Beschlußfassung und die Organisierung und Kontrolle der Umsetzung ist, so negativ wirkt sich die starre Trennung in Politischen und Organisations-Bereich aus. Dazu hieß es in den »Richtlinien für den organisatorischen Aufbau der Partei« von 1925:

»Das Polbüro nimmt Stellung zu den politischen Fragen und entscheidet sie.
Das Orgbüro befaßt sich mit allen Organisationsfragen und leitet die Verteilung der aktiven Parteikräfte.«18

Die Organisations- und Kaderarbeit konzentrierte sich auf die Verteilung der Aufgaben, Einteilung der Kräfte und Kontrolle der Arbeit.

Damit war die Organisations- und Kaderarbeit vollständig auf die Umsetzung der vom Polbüro gefaßten Beschlüsse ausgerichtet. Das legte von vornherein eine Trennung von politischer Beschlußfassung und organisationspolitischer Umsetzung an.

Alle diese Züge der metaphysischen Methode haben gravierende ideologisch-politische, aber auch politische und taktische Auswirkungen.

In der MLPD gab es bewußt nie ein getrenntes Pol- und Org-Büro, sondern das Sekretariat des Zentralkomitees faßte die Gesamtheit der Politischen Führung stets als Einheit von Politischem und Organisations- und Kaderbereich auf. Dennoch wirkte ein Verständnis der Organisations- und Kaderarbeit, das diese vor allem in der Aneignung und Umsetzung der ideologisch-politischen Linie ansiedelte.

Tatsächlich beruhen aber alle Seiten des Parteiaufbaus sowohl in ihrer Gesamtheit als auch in jeder einzelnen Seite auf der dialektischen Wechselwirkung von Theorie und Praxis.

»So geht die Vielfalt der praktischen Erfahrungen und theoretischen Erkenntnisse in die Festsetzung und Weiterentwicklung der ideologisch-politischen Linie der Partei ein. Die einheitliche ideologisch-politische Linie wird wiederum entsprechend den unterschiedlichen Verhältnissen durch die jeweiligen Organisationseinheiten schöpferisch in die Praxis umgesetzt.«19

Das Wesen des Systems der Organisations- und Kaderarbeit neuen Typs ist die Organisierung der grundlegenden Einheit der Festsetzung und Weiterentwicklung der ideologisch-politischen Linie mit der Anleitung und Kontrolle zu ihrer Aneignung und Umsetzung.