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Investitionen im Kapitalismus und Sozialismus

Stellen wir gegenüber:

Im Kapitalismus dient die Produktion zur Erringung des größtmöglichen Profits für eine kleine Minderheit.

Im Sozialismus dient die Produktion der „Sicherung maximaler Befriedigung der ständig wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft“ (Stalin).

In wessen Interesse und nach welchen Gesichtspunkten wurden die gewaltigen Investitionen in die polnische Industrie getätigt? Der polnische Revisionist Soldaczuk (Institut für Grundprobleme des Marxismus-Leninismus beim ZK der PVAP, Warschau) gibt darüber mit bemerkenswerter Offenheit Auskunft, weswegen wir ihn ausführlich zitieren:

Das Initiieren wichtiger Schlüsselinvestitionen, die von langfristiger Bedeutung für die Wirtschaft und die Entwicklung des Landes sind, sowie ihre erfolgreiche Verwirklichung und die dadurch erzielten positiven Resultate, können die Quelle persönlicher Genugtuung sein und für einen Teil der Wirtschaftsfunktionäre einen wichtigen Faktor ihres wirtschaftlichen und politischen Aufstiegs bilden. Ähnliche Motivationsfaktoren wirken auch bei den sozialistischen Unternehmen als Ursache der hohen Investitionsneigung.“ (Aus: „Arbeitsmaterialien des Instituts für Marxistische Studien und Forschungen“ (IMSF) Bd. 10/80, S. 133 – Hervorhebungen jeweils durch uns)

Als Ursache (sprich Triebkraft) für die hohen Investitionen wird die „Quelle der persönlichen Genugtuung“ (sprich Bereicherung) und die persönliche Karriere der Betriebsdirektoren angegeben. Hierin unterscheiden sie sich in keiner Weise von den Konzernmanagern in den westlichen Ländern, die ebenfalls nach diesen Gesichtspunkten die Investitionen vornehmen.

Ganz anders sieht es im Sozialismus aus. In dem „Lehrbuch für politische Ökonomie“, das die Erfahrungen der sozialistischen Sowjetunion unter Lenin und Stalin zusammenfaßt, wird ganz klar ein anderes Ziel der Investitionen genannt:

Die sozialistische Produktion, die die Aufgabe verfolgt, die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft zu befriedigen, verlangt eine ununterbrochene Entwicklung und Vervollkommnung der Technik; es gilt, die alte Technik durch die neue und die neue durch die neueste Technik zu ersetzen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit großer Investitionen in der Volkswirtschaft.“ (1955, Dietz-Verlag/Nachdruck, S. 432 – Hervorhebung durch uns)

Da die Höhe der persönlichen Bereicherung der Betriebsdirektoren in Polen und den anderen revisionistischen Ländern an die Höhe der Produktivität „ihres“ Betriebes gebunden ist, gehen sie nicht mehr von der Gesamtwirtschaft aus, sondern jeder ist nur noch bestrebt, sein Schäfchen ins Trockene zu bringen. Wie in allen kapitalistischen Ländern führt das zur Anarchie der Produktion. In Polen ist nur noch die Hülle einer Planwirtschaft zurückgeblieben, und selbst diese muss nach und nach den offenen kapitalistischen Wirtschaftsformen weichen. Ein typisches Beispiel ist der Wettlauf um staatliche Zuschüsse, denn je höher die staatlichen Zuschüsse, desto mehr kann sich die betriebliche Führungsschicht von dem Betriebsergebnis privat aneignen. In dem oben erwähnten Artikel wird darüber recht offen geplaudert:

Die Tatsache, daß die Unternehmen von allen Sonderfonds, die von zentralen Institutionen für Investitionszwecke zur Verfügung gestellt wurden, anstelle eigener Mittel einsetzen können, bewirkt, daß die Unternehmen mit den Investitionsmitteln nicht sparen. Im Gegenteil, sie sind sogar noch bestrebt, möglichst hohe Finanz- und Sachmittel für Investitionszwecke zu erhalten.

Am wichtigsten für die Unternehmen ist also, im Plan entsprechend hohe Investitionsmittel zu verankern. Die Haupttätigkeit beruht demnach darauf, die Behörden von der Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit bestimmter Investitionen im Unternehmen (...) und ihrer Einführung in den Investitionsplan zu überzeugen.

Zu diesem Zweck entwickelt die Leitung der Unternehmen rege Aktivitäten und bemüht sich, für die geplanten Investitionen die entsprechende Unterstützung der lokalen und Zentralbehörden zu gewinnen.“ (ebenda, S. 133)

Was ist das anderes als Verschwendung, Korruption, Vetternwirtschaft, Fehlinvestitionen zum Zwecke der persönlichen Bereicherung? Das sind keine einzelnen Fehltritte, wie die DKP-Führung glauben machen will, sondern die gesetzmäßige Folge einer kapitalistischen Wirtschaft. Die Verselbständigung der Betriebe im Rahmen des bürokratisch-kapitalistischen Systems ist die Grundlage für die persönliche Bereicherung der Betriebsdirektoren. Darum mußten die Revisionisten auch das sozialistische Verteilungsprinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung“ abschaffen.