Die echten Thüringer
Die AfD verbreitet mit ihrer national-völkischen Ideologie, dass es schon seit Jahrtausenden ein homogenes (deutsches) Volk gäbe. Ein Kernbestandteil der rassistischen Hetze der AfD ist die Warnung vor angeblicher Überfremdung oder gar einem drohenden „Bevölkerungsaustausch“.
Tatsächlich wurde die Entstehung des Menschen selbst und jeglicher gesellschaftliche Fortschritt in der Geschichte der Menschheit nur durch Migration ermöglicht. Hätte sich die Menschheit nicht sprachlich und kulturell ausgetauscht und hätten sich nicht Bevölkerungsteile verschiedener Regionen vermischt, wären wir heute noch in der Steinzeit. Spezielle Menschenrassen gibt es nicht, der moderne Mensch ist in einem weiten Gebiet von Eurasien und Afrika entstanden.
Wer sind eigentlich Thüringer?
In Thüringen vermischten sich nachweislich Kelten, Hermunduren und Turonen, Römer, Hunnen und Slawen, Langobarden, Goten und Franken, Sachsen, Friesen und Bayern, Angeln, Warnen und Merowinger. Nach Höcke führt Vermischung zum „Abstieg“ – aber Thüringen wurde so zur Wiege der klassischen deutschen Kultur. Die Folge des II. Weltkrieges war eine gigantische Fluchtbewegung aus Ostpreußen, Polen, Schlesien, aus dem Sudetenland. Nach dem II. Weltkrieg bestand die Thüringer Bevölkerung zu einem Drittel aus Flüchtlinge aus den Ostgebieten, die am Anfang wegen ihrer fremden Dialekte reaktionär als „Pollacken“ und „Zigeuner“ beschimpft wurden. Doch Schritt um Schritt fanden sie, gerade über die Arbeit, zusammen, bauten auf und wurden Thüringer.