Kampf dem Liquidatorentum

Seit Mitte der 1970er-Jahre musste sich die Partei vermehrt mit dem Liquidatorentum auseinandersetzen.

»Mit dem Rückzug der Arbeiterkämpfe 1974 auf dem Hintergrund der Schwankenden Stagnation in der Wirtschaft wurden viele kleinbürgerliche Elemente innerhalb der Arbeiterbewegung verunsichert und zweifelten an der Richtigkeit der proletarischen Linie, griffen sie an und betraten damit den Boden des Liquidatorentums ... Die Veränderung der wirtschaftlichen und politischen Situation und ihre reaktionären Auswirkungen sind die wichtigsten Merkmale der materiellen Grundlagen des gegenwärtigen Liquidatorentums.« (REVOLUTIONÄRER WEG 15, S. 10/11) 

Der REVOLUTIONÄRE WEG 15 wurde zu einem Markstein des Aufbaus der proletarischen Partei, weil er zum ersten Mal die vielfältigen Erscheinungsformen der kleinbürgerlichen Denkweise im Kampf um den Aufbau der marxistisch-leninistischen Partei neuen Typs zusammenstellte und nachwies, daß hier die Hauptursache des Liquidatorentums zu suchen war. Mit seiner grundsätzlichen Ausrichtung zum Kampf gegen das Liquidatorentum ist er zu einer wichtigen Waffe im Kampf zum Erhalt des proletarischen Charakter der Partei geworden.

Kampf dem Liquidatorentum                                                                       

Erschienen: 1976

Am 29. April 1904, wurde Willi Dickhut in Schalksmühle geboren. Er starb am 8. Mai 1992 in Solingen - auf den Tag genau 47 Jahre nach der Befreiung vom Hitler-Faschismus. Willi Dickhut war Arbeiter, Marxist-Leninist, Widerstandskämpfer gegen den Hitler-Faschismus, Mitbegründer und Vordenker der MLPD.

Er hat lange Jahre das theoretische Organ REVOLUTIONÄRER WEG der MLPD geleitet. Sein Lebenswerk umfasst nahezu ein ganzes Jahrhundert Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung in Deutschland. Er hat den Stil der MLPD entscheidend mit geprägt. Ein besonderes Anliegen war ihm, kritisch-selbstkritisch und selbständig denkende und handelnde Kader zu entwickeln, als Damm gegen Dogmatismus, Revisionismus oder gar eine Entartung der Partei.

Leseprobe

I. Ursache und Bedeutung des Liquidatorentums
1. Die materielle Grundlage des Liquidatorentums 5
2. Die kleinbürgerliche Denkweise als Hauptursache des Liquidatorentums 11
a) Überheblichkeit und Arroganz 13
b) Individualistischer Führungsanspruch und Karrierismus 15
c) Disziplinlosigkeit und “Unabhängigkeit” 17
d) ,Ultra‘-Demokratismus und “Freiheit der Kritik” 19
e) Massenfeindlichkeit und Sektierertum 23
f) Dogmatismus und Empirismus 25
g) Liberalismus und Revisionismus 27
II. Die Methoden der Liquidatoren
1. Die Liquidatoren in der russischen Arbeiterbewegung 33
2. Die Liquidatoren in der KPD/ML (RM) und KPD/ML (RF) 38
3. Die Liquidatoren im KABD und seinen Jugendmassenorganisationen 44
III. Die ideologische Grundlage der modernen Liquidatoren
1. Die Liquidierung der revolutionären Praxis 50
2. Die Liquidierung der Massenlinie 61
3. Die Liquidierung des revolutionären Klassenkampfes 68
4. Die Konzentrierung auf die “Fortgeschrittensten” 75
5. Die Liquidierung der führenden Rolle des Proletariats 84
IV. Der Kampf gegen das moderne Liquidatorentum
1. Entfachung der revolutionären Wachsamkeit 90
2. Die Aneignung der Grundsätze des Marxismus-Leninismus und der ideologisch-politischen Linie des KABD 94
3. Die Umsetzung der Linie des KABD in die Praxis in Verbindung mit der Massenlinie 100
4. Die Entfaltung der Kämpfe der Arbeiterklasse 107
5. Die Entlarvung der modernen Liquidatoren 111

Der REVOLUTIONÄREWEG 15/76 behandelt die Bedeutung des Einflusses der kleinbürgerlichen Denkweise in der Arbeiterbewegung. Erstmalig werden die verschiedenen Merkmale, Züge, Erscheinungsformen der kleinbürgerlichen Denkweise, die in der Arbeiterbewegung Einfluß ausüben, in zusammenfassender Form dargelegt. Es wurden nur die wichtigsten Erscheinungsformen analysiert und kurz skizziert. Es gibt noch mehr Merkmale, die wir aber nicht allesamt behandeln wollen, um von dem Kern nicht abzulenken.

Unmittelbare Ursache zur Untersuchung der kleinbürgerlichen Denkweise innerhalb der drei Organisationen KOMMUNISTISCHER ARBEITERBUND DEUTSCHLANDS, REVOLUTIONÄRER JUGENDVERBAND DEUTSCHLANDS und KOMMUNISTISCHE STUDENTENGRUPPEN war das liquidatorische Vorgehen der Jacob-Gruppe. Günther Jacob, ein junger ehrgeiziger Genosse im KABD und RJVD wurde mehr und mehr von der kleinbürgerlichen Denkweise erfaßt. Durchdrungen von einem maßlosen Führungsanspruch versuchte er, den drei Organisationen eine linksopportunistische Linie mit rechten Fehlern aufzupfropfen. Dabei traten alle die nachfolgend aufgezeigten Merkmale der kleinbürgerlichen Denkweise in Erscheinung. Als sein Plan mißglückte, schreckte er nicht vor Spaltung der drei Organisationen durch Austritt seiner Anhänger zurück.

Nicht die quantitative Absplitterung der Jacob-Gruppe ist wesentlich, sondern die in diesem Prozeß zutage getretene kleinbürgerliche Denkweise. Während der Untersuchung dieses Vorganges durch die ZENTRALE KONTROLL-KOMMISSION (ZKK) zeigte sich, welche Bedeutung die kleinbürgerliche Denkweise in der Arbeiterbewegung spielt. Diese Bloßlegung der kleinbürgerlichen Denkweise deckt die Hauptursache des Liquidatorentums auf. Die proletarische Denkweise ist unvereinbar mit Liquidatorentum. Wo Liquidatorentum auftritt, da herrscht die kleinbürgerliche Denkweise vor, die in verschiedenen Erscheinungsformen sich bemerkbar macht. Die Erscheinungsformen rechtzeitig zu erkennen, ob sie nun einzeln auftreten oder in mehreren Zügen gleichzeitig, sie durch Kritik und Selbstkritik entschieden zu bekämpfen – das ist für die Entwicklung der marxistisch-leninistischen Bewegung von großer Bedeutung. Dazu soll der RW 15 beitragen.

Die Redaktion

Rezensionen und Studientipps

REVOLUTIONÄRER WEG Nr. 15 erschienen

Der REVOLUTIONÄRE WEG 15/76 behandelt die Bedeutung des Einflusses der kleinbürgerlichen Denkweise in der Arbeiterbewegung. Erstmalig werden die verschiedenen Merkmale, Züge, Erscheinungsformen der kleinbürgerlichen Denkweise, die in der Arbeiterbewegung Einfluß ausüben, in zusammenfassender Form dargelegt. Unmittelbare Ursache zur Untersuchung war das liquidatorische Vorgehen der Jacob-Gruppe. Nicht die quantitative Absplitterung der Jacob-Gruppe ist wesentlich, sondern die in diesem Prozeß zutage getretene kleinbürgerliche Denkweise. Die Bloßlegung der kleinbürgerlichen Denkweise deckt die Hauptursache des Liquidatorentums auf. Die proletarische Denkweise ist unvereinbar mit Liquidatorentum. Wo Liquidatorentum auftritt, da herrscht die kleinbürgerliche Denkweise vor, die sich in verschiedenen Erscheinungsformen bemerkbar macht. Die Erscheinungsformen rechtzeitig zu erkennen, ob sie nun einzeln auftreten oder in mehreren Zügen gleichzeitig, sie durch Kritik und Selbstkritik entschieden zu bekämpfen - das ist für die Entwicklung der marxistisch-leninistischen Bewegung von großer Bedeutung. Dazu soll der RW 15 beitragen. Er untersucht die Ursache und Bedeutung des Liquidatorentums, die Methoden der Liquidatoren (in der russischen Arbeiterbewegung, in der KPD/ML (RM) und KPD/ML (RF), sowie im KABD) und die ideologische Grundlage der modernen Liquidatoren (Liquidierung der revolutionären Praxis, der Massenlinie, des revolutionären Klassenkampfes und der führenden Rolle des Proletariats). Im letzten Abschnitt wird der Kampf gegen das moderne Liquidatorentum behandelt. Wir drucken Auszüge aus dem ersten und letzten Abschnitt:1976 Beilage zum Erscheinen RW 1976_ocr.jpg

Zur materiellen Grundlage des Liquidatorentums

Mit dem Rückzug der Arbeiterkämpfe 1974 auf dem Hintergrund der schwankenden Stagnation in der Wirtschaft wurden viele kleinbürgerliche Elemente innerhalb der Arbeiterbewegung verunsichert und zweifelten an der Richtigkeit der proletarischen Linie, griffen sie an und betraten damit den Boden des Liquidatorentums. Diese Vorgänge standen also in enger Verbindung mit der Veränderung der Situation:

Wirtschaftlich durch den Übergang von der Hochkonjunktur zur schwankenden Stagnation, verschärft durch die drei Maßnahmen des Monopolkapitals – Konzentration des Kapitals, Rationalisierung und Kapitalexport – und als Folge rapides Ansteigen der Zahl der Bankrotte, Arbeitslosigkeit und Bildung einer industriellen Reservearmee, verstärkte Ausbeutung und Rückgang der Kämpfe der Arbeiterklasse. Politisch durch Abbau der bürgerlich-demokratischen Rechte, verschärftes Vorgehen der Polizei bei Demonstrationen, Berufsverbote, Verschärfung der Strafbestimmungen usw.

Die Veränderung der wirtschaftlichen und politischen Situation und ihre reaktionären Auswirkungen sind die wichtigsten Merkmale der materiellen Grundlagen des gegenwärtigen Liquidatorentums. Die liquidatorischen Angriffe im Herbst 1975 auf die ideologisch-politischen Grundlagen des KABD wurden hauptsächlich von intellektuellen Mitgliedern unserer drei Organisationen geführt. Die oben geschilderten materiellen Grundlagen des Liquidatorentums beeinflußten entscheidend die Denkweise der Liquidatoren. …

Die kleinbürgerliche Denkweise – Hauptursache des Liquidatorentums

Das Liquidatorentum ist nicht zu trennen von einer kleinbürgerlichen Denkweise. Eine proletarische Denkweise ist unvereinbar mit Liquidatorentum; sie sind wie Feuer und Wasser. Da es unvermeidlich ist, daß in der Arbeiterbewegung kleinbürgerliche Elemente eindringen, sei es durch Vernichtung ihrer kleinbürgerlichen Existenz und Hineinschleudern ins Proletariat, sei es durch Anschluß kleinbürgerlicher Intellektueller an die Arbeiterbewegung bzw. Eintritt in die Arbeiterpartei, stellt sich immer die Frage: gelingt es diesen, die kleinbürgerliche Denkweise zu überwinden durch vollständige Übernahme der proletarischen Denkweise oder beeinflußt die kleinbürgerliche Denkweise die proletarische Denkweise der Arbeiter?

Die Frage der Denkweise ist für die Arbeiterbewegung so wichtig, daß sie ständig überprüft werden muß, mehr noch, stets muß kontrolliert werden, wer wen beeinflußt. Darauf weist Lenin in dem Artikel »Über die Fraktion der Anhänger des Otsowismus und des Gottbildnertums« hin:

»Das Proletariat rekrutiert sich immer und überall aus dem Kleinbürgertum, ist immer und überall mit ihm durch Tausende von Übergangsstufen, Berührungsflächen und Nuancen verbunden, Wenn die Arbeiterpartei besonders schnell wächst (wie dies bei uns in den Jahren 1905/1906 der Fall war), ist es unvermeidlich, daß zahlreiche, von kleinbürgerlichem Geist durchdrungene Elemente in die Partei eindringen. Und daran ist nichts Schlimmes. Die historische Aufgabe des Proletariats besteht darin, alle Elemente der alten Gesellschaft, die diese in Gestalt der aus dem Kleinbürgertum stammenden Menschen dem Proletariat hinterläßt, zu verdauen, umzumodeln und umzuerziehen. Dazu ist jedoch erforderlich, daß das Proletariat diese Menschen umerzieht, daß das Proletariat auf sie Einfluß bekommt, nicht aber sie auf das Proletariat.« (Lenin Werke, Bd. 16, S. 48/49)

Warum ist es so vielen Intellektuellen, die sich der Arbeiterbewegung anschließen, so schwer, teils sogar unmöglich, die kleinbürgerliche Denkweise zu überwinden, auszurotten und die proletarische Denkweise aufzunehmen? Jede Denkweise ist klassengebunden, auch die kleinbürgerliche. Sie ist gekennzeichnet durch ihren schwankenden Charakter; einmal neigt sie der Denkweise der Bourgeoisie zu, ein andermal der des Proletariats.

Im Folgenden untersucht der RW 15 die wesentlichen Eigenschaften, Seiten, Züge, Merkmale der kleinbürgerlichen Denkweise:

a) Überheblichkeit und Arroganz

b) Individualistischer Führungsanspruch und Karrierismus

c) Disziplinlosigkeit und „Unabhängigkeit

d) ,Ultra'-Demokratismus und »Freiheit der Kritik«

e) Massenfeindlichkeit und Sektierertum

f) Dogmatismus und Empirismus

g) Liberalismus und Revisionismus

Am Schluß dieses Abschnitts heißt es:

Es bedarf äußerster revolutionärer Wachsamkeit, um die Merkmale der kleinbürgerlichen Denkweise rechtzeitig schon als Tendenzen zu erkennen und zu bekämpfen. Das können wir nur, wenn wir uns das richtige Denken zu eigen machen. Dazu Mao Tsetung:

»Das richtige Denken der Menschen kann nur aus der gesellschaftlichen Praxis herrühren, nur aus dem gesellschaftlichen Produktionskampf, dem Klassenkampf und dem wissenschaftlichen Experiment – diese drei Arten der Praxis. Das gesellschaftliche Sein der Menschen bestimmt ihr Bewußtsein. Sobald die richtigen Ideen, die die fortschrittliche Klasse repräsentieren, die Massen ergreifen, werden sie zur materiellen Gewalt, welche die Gesellschaft und die Welt umgestaltet.” (Mao Tsetung: “Woher kommt das richtige Denken der Menschen?«, S. 1)

Darum müssen wir die kleinbürgerliche Denkweise in jeder Erscheinungsform überwinden und der proletarischen Denkweise in jeder Beziehung zum Siege verhelfen. Das ist die Voraussetzung, um das Liquidatorentum vernichtend zu schlagen.

Kampf dem modernen Liquidatorentum

Um die Liquidatoren zu schlagen, ihren zersetzenden Einfluß auszumerzen, genügt es nicht, sie ideologisch zu entlarven. Wir werden den Beweis für die Richtigkeit unserer Linie in der Praxis antreten. Die Praxis ist das Kriterium der Wahrheit, dem wird sich die Jacob-Gruppe unweigerlich stellen müssen. Was bedeutet Umsetzung unserer richtigen ideologisch-politischen Linie?

»1. Über die politische Linie muß Klarheit im Kopf herrschen, und 2. über alles, was mit dem Betrieb zusammenhängt, muß die Zelle genaue Kenntnis besitzen. Um unsere Agitation und Propaganda zu verbessern, müssen wir verstärkt daran arbeiten, daß sich Betrieb und politische Linie auf den Zellensitzungen wechselseitig durchdringen, zu einer dialektischen Einheit verschmelzen.« (Dokumente des II. ZDT des KABD, S. 45)

Das heißt aber nichts anderes, als eine richtige Kampftaktik zu entwickeln, von der Mao Tsetung sagt:

»Eine richtige und unerschütterliche Kampftaktik der Kommunistischen Partei wird niemals von einigen wenigen Personen am grünen Tisch ausgearbeitet; sie kann erst im Verlaufe des Kampfes der Massen entstehen, also nur aus den praktischen Erfahrungen hervorgehen.« (Dokumente des II. ZDT des KABD, S. 47)

Was uns in der Vergangenheit bei der Lösung dieser Aufgabe behinderte, waren die Erscheinungen kleinbürgerlicher Denkweise in unseren Reihen. Massenfeindlichkeit und Sektierertum, Überheblichkeit und Arroganz, individualistischer Führungsstil usw. waren der Boden, auf dem Jacobs Ideen eine Zeitlang gedeihen konnten; ein harter, verkrusteter Boden, in den der Samen der lebendigen Erfahrungen, Sorgen, Nöte, aber auch Kenntnisse und Einfallsreichtum der Arbeiterklasse nur wenig eindringen konnte. Wir müssen diesen Boden aufbrechen, umpflügen und öffnen, Disteln und Unkraut vom Schlage Jacobs ausreißen und bekämpfen. Wir müssen die sektiererischen Tendenzen innerhalb der Organisation ausrotten, um sie auch nach außen zu überwinden. Das ist eine dialektische Einheit, das eine Übel existiert nicht ohne das andere. Mao Tsetung erklärt:

»Die große Mehrheit der Kader ist gut, die Zahl der schlechten Elemente ist nur sehr klein.« »Wir müssen Vertrauen in die große Mehrheit der Kader und Massen haben. Das ist das fundamentalste Prinzip.« »Eins ist die innere Einheit der Partei und das andere die Einheit der Partei und des Volkes. Dies sind die zwei wertvollsten Waffen zur Überwältigung der Bedrängnis, und die Genossen der ganzen Partei müssen sie hochschätzen.« (Zitiert aus »Peking Rundschau« 27/72)

Unsere Aufgabe besteht also darin, uns zusammenzuschließen und nicht, wie Jacob es getan hat, Spaltertätigkeit zu betreiben. Uns zusammenschließen bedeutet aber, unsere politische und ideologische Einheit zu festigen und den Demokratischen Zentralismus zu entfalten. Das Ziel ist, die richtigen Meinungen zu konzentrieren, die positiven Beispiele, Lösungen, Methoden usw. zu verallgemeinern, um damit die Mängel in unserer politischen Tätigkeit schrittweise zu überwinden. Die Beziehungen zwischen den Leitungen und der Mitgliedschaft, sowie zwischen der gesamten Organisation und den Massen müssen folglich im Geist der Massenlinie entwickelt werden.

Aus alledem müssen wir folgende grundlegende Lehre für die Zukunft ziehen:

Die Verwirklichung unserer politischen Linie steht und fällt mit der Durchführung der Massenlinie. Festhalten an der Massenlinie ist die eigentliche Richtschnur, die den Parteiaufbau garantiert.bild1-1976 Revolutionaerer Weg 15 erschienen-Beilage zur Rote Fahne.jpg

Deshalb ist die Entfaltung der Kämpfe der Arbeiterklasse und der Kampf gegen das Liquidatorentum gleicherweise notwendig. Die Kommunisten müssen stets an der Massenlinie festhalten, den kapitulantenhaften Geist des Liquidatorentums offen brandmarken, in geduldiger Untersuchungsarbeit die wirtschaftliche und politische Situation konkret analysieren und entsprechende Kampfformen anwenden.

Durch eine umfassende Kritik-Selbstkritik-Bewegung im KABD, an der sich auch die beiden Jugendorganisationen, RJVD und KSG, beteiligen, werden alle Fehler und Schwächen von der Zentralen Leitung bis zu den Zellen rücksichtslos und konsequent aufgedeckt, bekämpft bzw. korrigiert. Gleichzeitig werden die Zeichen für eine stärkere Aneignung und Umsetzung der ideologisch-politischen Linie, für eine Verbesserung unserer ideologischen, politischen und organisatorischen Arbeit gestellt, vor allem in Betrieben und Gewerkschaften.

All die Führer der verschiedenen Gruppen und Grüppchen, die uns wegen der Auseinandersetzung mit den Liquidatoren begeifern, fordern wir auf: Wagt es doch einmal, eure Mitglieder zur umfassenden Kritik und Selbstkritik aufzurufen! Der KABD kann sich das erlauben, trotz ideologischer Auseinandersetzung mit der Jacob-Gruppe, weil die dialektische Einheit von Vertrauen und revolutionärer Wachsamkeit fest in der Mitgliederschaft verankert ist.

Download der Beilage zur Roten Fahne

Das Liquidatorentum und seine Grundlagen

Solange es eine marxistische Arbeiterbewegung gibt, tritt auch das Liquidatorentum in verschiedenen Formen in Erscheinung. Das hängt aufs engste mit der Revision des Marxismus zusammen; ohne Revisionismus kein Liquidatorentum! Seit sich der Marxismus verbreitete, sich in der Arbeiterklasse festigte, häuften sich die wütenden den Angriffe der bürgerlichen Ideologen. Aber alle Bemühungen waren umsonst, der Marxismus erwies sich als unüberwindlich und lebensfähig.

Von außen war dem Marxismus nicht beizukommen, weder ideologisch durch die bürgerliche Wissenschaft, noch durch Unterdrückung mittels des Staatsapparats. Jetzt wurden scheinsozialistische Lehren in die Arbeiterklasse hineingetragen, die die Arbeiter verwirren und vom Marxismus ablenken sollten. Das war schon gefährlicher und der Marxismus mußte sich mit diesen verschiedenartigen falschen und schädlichen Theorien in der Arbeiterklasse auseinandersetzen. …

Der Marxismus hatte sich gegenüber den verschiedenen Theorien, die in der Arbeiterklasse eingedrungen waren, durchgesetzt, die feindlichen Lehren verdrängt. Doch dann drangen Ideen, die nicht minder arbeiterfeindlich waren, in die marxistische Bewegung selbst ein, um den Marxismus zu revidieren.

So entstand in den neunziger Jahren der Reformismus, durch den „Marxist“ Eduard Bernstein in die marxistischen Parteien und in die Arbeiterbewegung hineingetragen. … Dem Rechtsopportunismus in Form des Reformismus gelang es, einen beträchtlichen Einfluß in der Arbeiterklasse zu erringen.

Neben dem Rechtsopportunismus entstand sein Zwillingsbruder, der Linksopportunismus verschiedener Prägung, Er bedeutet nicht minder eine Revision des Marxismus wie der Rechtsopportunismus. …

Der Revisionismus – rechts- und linksopportunistischer Prägung – tritt überall in der Arbeiterbewegung aller Länder auf; er ist eine internationale Erscheinung. Seine Auswirkungen sind zersetzend und liquidatorisch. Das Einheitliche seines Auftretens, wenn auch in verschiedenen Formen, muß eine gemeinsame Klassenwurzel haben.

Die materielle Grundlage des Liquidatorentums wird durch die kapitalistische Gesellschaftsordnung bestimmt – durch Entstehung und Vernichtung kleinbürgerlicher Zwischenschichten und ihr Eindringen in das Proletariat. Das hat die unvermeidliche Folge, daß kleinbürgerliche Anschauungen in die Arbeiterbewegung eindringen. …

Damit kommen wir zu einer zweiten Seite der materiellen Grundlage des Liquidatorentums, die Wirkung der veränderten Situation a) in der Etappe der akut revolutionären Situation, b) in einer nichtrevolutionären Etappe.

In einer revolutionären Situation, wo nicht nur die Arbeitermassen aufgewühlt sind, sondern auch breite Schichten des Kleinbürgertums unzufrieden mit den bestehenden kapitalistischen Verhältnissen geworden sind, schließen sich diese der revolutionären Bewegung an. Es sind unsichere, schwankende Elemente, die sich den revolutionären Arbeitern als Verbündete anbieten. Bei Rückschlägen oder sogar nach einem Sieg der Konterrevolution herrscht bei ihnen Panik und Zerfahrenheit vor, sie kehren der Arbeiterbewegung den Rücken und verbreiten Zersetzung. Sie sind die Hauptträger des Liquidatorentums.

Quellen & Links

1 Revolutionärer Weg 15, „Kampf dem Liquidatorentum“, S. 5 bis 9

Rote Fahne Magazin zum Thema

Denkweise und Parteiaufbau

Aufzeichnungen nach einem Gespräch mit dem Genossen W. D. am 19. 1.80

Im Revolutionären Weg 15, Seite 11 wird die Bedeutung der Denkweise für die Arbeiterbewegung unmißverständlich klar herausgestellt. Deshalb heißt es:

»Die Frage der Denkweise ist für die Arbeiterbewegung so wichtig, daß sie ständig überprüft werden muß; mehr noch, stets muß kontrolliert werden, wer wen beeinflußt.«

Wie aber kann sie überprüft werden? Wie soll die Kontrolle ausgeübt werden? Sind wir in der Lage, hierauf grundsätzlich, konkret und allseitig zu antworten, so wird es besser gelingen, der proletarischen Denkweise zum Durchbruch zu verhelfen. Denn: »Man muß die kleinbürgerliche Denkweise kennen, um sie besser bekämpfen zu können.« (Revolutionärer Weg 15, S. 13)

Wir dürfen nicht annehmen, es sei leicht, die kleinbürgerliche Denkweise zu erkennen. Die Erfahrung lehrt, welche unterschiedlichen Wege und Umwege, ausgeklügelten Methoden und Tricks die kleinbürgerliche Denkweise nötig hat, um sich zu tarnen und ihre Existenz und Wirkung zu vertuschen.

Deshalb kommt den im Revolutionären Weg 15 erstmals analysierten sieben Merkmalspaaren der kleinbürgerlichen Denkweise eine große Bedeutung zu. Ihnen stehen die Merkmale der proletarischen Denkweise unversöhnlich gegenüber. Diese Unversöhnlichkeit bedeutet aber nicht, daß sie in der Wirklichkeit auch leicht erkennbar sind.

Mit dem Revolutionären Weg 15 wurde begonnen, die kleinbürgerliche Denkweise systematisch zu untersuchen: ihre Grundlage, ihr Entstehen, ihre Existenz und Wirkungsweise.

Ihre Ursache liegt in der kapitalistischen Gesellschaft, dem ständigen Entstehen und Untergehen von kleinbürgerlichen Zwischenschichten zwischen den beiden Hauptklassen Bourgeoisie und Proletariat. Kleinbürger werden ihrer Erwerbsweise beraubt, ihnen droht »sozialer Abstieg«, sie müssen in die Fabrik arbeiten gehen. Oder das Monopolkapital zieht aus den oberen Schichten der Arbeiterklasse Kräfte heran und heraus, läßt sie aus ihrer Klasse aufsteigen in das Kleinbürgertum. Mit zahlreichen Fäden ist die Arbeiterklasse mit den kleinbürgerlichen Schichten verbunden.

Mit der Entstehung des staatsmonopolistischen Kapitalismus ist dieser Prozeß der Beeinflussung der proletarischen Klassenkräfte komplizierter geworden. Obwohl nach wie vor objektiv klare Klassenwidersprüche bestehen, auf denen die Monopole ihre Herrschaft aufbauen, sollen und werden diese scheinbar verwischt. Das geschieht vermittels der kleinbürgerlichen Schichten. Sie sind der Träger der kleinbürgerlichen Denkweise, und es ist ihre Aufgabe, diese in die Arbeiterklasse zu tragen. Sie werden dafür mit einer kleinbürgerlichen Lebensweise »belohnt«, solange sie diese Funktion in der Gesellschaft ausüben.

Fernsehen, Werbung, Rundfunk, Reklame usw. usf. sind Mittel, um die Arbeiterklasse ideologisch zu beeinflussen. Vor allem das Fernsehen – von den Monopolen konsequent genutzt – ist eine äußerst gefährliche Waffe, mit der sie systematisch kleinbürgerliche Wünsche, Ziele, Vorstellungen und Hoffnungen in die Arbeiterbewegung träufeln mit Wort und Bild. Noch vor 50 oder 60 Jahren stand die Arbeiterklasse nicht in einem solchen ideologischen Trommelfeuer. Die Widersprüche in der Lebenslage, der Lebensweise, der Moral, der Kultur usw. waren offener und klarer sichtbar: die in der Oberstadt, die in der Unterstadt; zahlreiche klassenbezogene Arbeitervereine, in denen Sozialdemokraten und Kommunisten organisiert waren – die heute nur noch vereinzelt fortbestehen, statt dessen zahlreiche kulturelle Angebote, für Arbeiterjugendliche und kleinbürgerliche Jugendliche gemeinsam organisiert usw. usf.

Deshalb ist es komplizierter geworden, den Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise zu führen. Bildlich gesehen, kann man sich den Kampf der proletarischen Denkweise gegen die kleinbürgerliche so vorstellen wie das Ineinandergreifen der Finger, zunächst nur der Fingerspitzen zweier Hände, die sich berühren. Die eine Hand soll die kleinbürgerliche Denkweise, die andere die proletarische versinnbildlichen. Zunächst treten die Erscheinungsweisen der kleinbürgerlichen Denkweise keineswegs vollständig auf, nur vereinzelt, die Finger berühren sich, aber nicht alle. Es handelt sich um einen Prozeß, in dem schließlich entweder die proletarische Denkweise sich voll über die kleinbürgerliche beherrschend darüber gelegt hat – oder umgekehrt.

Es kommt also darauf an, diesen Prozeß, seine Phasen, seinen Verlauf, seine verschiedenen Seiten, zu untersuchen. Mit dem mehrfachen Kampf der Organisation gegen das Liquidatorentum liegen positive wie negative Erfahrungen vor. Aber nicht nur insoweit. Immer wieder kommt es zu Erscheinungen in unserer Organisation, daß richtige Erkenntnisse und Einsichten trotz guter Absicht nicht in die Praxis des Klassenkampfs umgesetzt werden. Das lahmt den Parteiaufbau in erheblichem Maß und auch unsere Verankerung in der Arbeiterklasse bis hin zur Aufgabe, uns zu proletarischen Führern der Arbeiterklasse zu entwickeln.

Die Untersuchung der kleinbürgerlichen Denkweise hat aber nicht nur diese aktuelle, für den Parteiaufbau ausschlaggebende Bedeutung, sie ist vielmehr für den Aufbau des Sozialismus immer deutlicher erkennbar zu einer Lebensfrage geworden.

Kalinin berichtet, wie die Aneignung des Marxismus-Leninismus in den Arbeiterzirkeln unter dem Zarismus, die Erkenntnis seines Wesens, zu einer Frage von Leben oder Tod geworden war. Im Sozialismus ist das keineswegs anders, geschweige denn leichter geworden. In den immer wieder notwendig werdenden Kulturrevolutionen entbrennt der Kampf um die proletarische Denkweise auf höchster Stufe.

Wir müssen auf die Frage Antwort geben, warum im Sozialismus die Gefahr einer Restauration des Kapitalismus nach wie vor besteht. Das haben wir grundsätzlich bereits im Revolutionären Weg 7–9 untersucht. Insbesondere im Revolutionären Weg 7 und 8 wurde dabei die Frage der Entwicklung des sozialistischen Klassenbewußtseins behandelt. Der Bürokratismus – das Erbe der alten Gesellschaft – ist der Verbündete Nummer l der Restauration der alten Zustände. Die Bürokratie gehört zu den kleinbürgerlichen Schichten im Sozialismus wie im Kapitalismus. Unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats ist es das Bestreben der kleinbürgerlichen Bürokraten, die zentralistische Machtfülle des Proletariats ihres Klasseninhalts zu berauben, sie auszuhöhlen und das eigene Machtstreben an ihre Stelle zu setzen, in der Wirtschaftsverwaltung, dem Staats- und Militärapparat und selbst dem Parteiapparat. Wie die Entwicklung in China zeigt, ist dieser Kampf im Parteiapparat besonders zu beachten.

Denn der Revolutionäre Weg 7, Seite 13, weist auf die Politik Lenins hin, die gegen die »Gefahr der Machtübernahme durch die Bürokratie in Partei, Staatsapparat und Wirtschaft« gerichtet war.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf etliche Anträge an den 4. Zentralen Delegiertentag, die Entwicklung in der Volksrepublik China bis zur Restauration des Kapitalismus durch die Deng/Hua-Clique näher zu untersuchen. Einerseits haben die Genossen nur teilweise beachtet, daß wir eine grundsätzliche Untersuchung über die Restauration des Kapitalismus im Revolutionären Weg 7–9 und den China-aktuell-Broschüren geleistet haben. Andererseits müssen wir uns fragen, inwieweit diese Anträge Ausdruck gewisser Unsicherheiten im Kampf um die proletarische Denkweise sind und unseren Blick auf offene Fragen lenken, die wir grundsätzlich und allseitig beantworten müssen:

Die Analyse der Entstehung und Wirkungsweise der kleinbürgerlichen Denkweise im staatsmonopolistischen Kapitalismus und beim Aufbau des Sozialismus.

»Nur mit einer proletarischen Denkweise kann man das Wesen des Marxismus-Leninismus begreifen« – es genügt nicht, den Marxismus-Leninismus lediglich zu studieren, sagte Genosse W. D. auf dem 4. Zentralen Delegiertentag. Der Kampf gegen die kleinbürgerliche Denkweise ist aber komplizierter geworden. Der Erfolg hängt unmittelbar damit zusammen, wie es uns gelingt, die dialektische Methode anzuwenden.

Wir haben es gelernt, fünf Seiten des Parteiaufbaus zu beachten. Die Analyse der Wirkungsweise und des Entstehens der kleinbürgerlichen Denkweise muß diese fünf Seiten zum Gegenstand haben, was unsere eigenen Erfahrungen beim Parteiaufbau angeht: unsere ideologische Arbeit, die Entwicklung und Umsetzung der proletarischen Politik in der Organisationsarbeit, bei der Verwirklichung des demokratischen Zentralismus, bei der richtigen Anwendung des Entwicklungsgesetzes der Organisation: Kritik und Selbstkritik.

Da der Parteiaufbau, da das Begreifen des Wesens des Marxismus-Leninismus, da der Aufbau des Sozialismus mit dem erfolgreichen Kampf um die proletarische Denkweise steht und fällt, müssen wir beraten, wie wir diese Untersuchung anpacken.

M. K.
31. 1. 80

Fragen zur Erlernung der dialektisch-materialistischen Methode

Lieber Willi! 23. 1. 79

Im Revolutionären Weg 15 heißt es: »Das Liquidatorentum Jacobs hat dem KABD eindringlich seine Schwächen vor Augen geführt und deutlich gemacht: Die Kommunisten müssen die dialektisch-materialistische Methode beherrschen lernen, das ist eine vorrangige Aufgabe.« (S. 101)

Seitdem sind über zwei Jahre vergangen, ohne daß bei irgendeiner Leitung (soweit ich das beurteilen kann) Klarheit darüber besteht, wie diese »vorrangige Aufgabe« zu lösen ist. Sicher kann man nicht sagen, daß wir in dieser Hinsicht keinerlei Fortschritte gemacht hätten. Die Schulungen, die Praxis und ihre Aufarbeitung zum Beispiel in der Broschüre »Schluß mit der Froschperspektive«, alles das trägt ohne Zweifel dazu bei, daß wir die dialektisch-materialistische Methode erlernen. Doch kommt mir das alles eher spontan vor beziehungsweise von der Praxis erzwungen, aber nicht als ein bewußter Prozeß. Dabei ist schon der theoretische Stand der Genossen sehr unterschiedlich; so bin ich überzeugt, daß viele den Revolutionären Weg 6 oder Mao Tsetungs »Über den Widerspruch« höchstens mal überflogen haben. Und die Anwendung in der Praxis ist doch überwiegend ziemlich über den Daumen gepeilt. Diese Schwächen zeigen sich dann auch ständig von neuem. Hier nur einige Beispiele:

– Immer wieder treten Fragen und Widersprüche zum Verhältnis von Theorie und Praxis und Agitation und Propaganda auf (siehe zum Beispiel jetzt in Bayern und die Verwirrung, die die ausgesprochen schwache Schrift von Karuscheit/Schröder hervorruft).

– Unklarheiten bei der Behandlung innerparteilicher Widersprüche: Wann wird ein Widerspruch antagonistisch usw.

– Fehler und Schwierigkeiten, die sich bei der Erstellung von Analysen und vor allem Arbeitsplänen zeigen.

– Einseitige Bewertung bestimmter praktischer Erfahrungen. Zum Beispiel tritt in den KSG immer wieder die Frage auf, was man eigentlich von rückschrittlichen Arbeitern lernen soll, wird Resignation immer wieder dadurch hervorgerufen, daß negative Erfahrungen verabsolutiert werden … Natürlich ist klar, daß man die dialektisch-materialistische Methode nicht einfach so lernen kann, wie man zum Beispiel die Handhabung eines Bohrers erlernt. Ganz deutlich wird das bei dem letzten der aufgeführten Punkte. Es sind durchaus nicht unbedingt junge Genossen mit wenig theoretischer und praktischer Erfahrung, die solche Fehler machen. Die richtige dialektischmaterialistische Einstellung zu Arbeitern können wir nur bekommen, wenn wir uns mit den Arbeitern verbinden, also unsere Denkweise verändern. Andererseits verhindert aber wiederum undialektisches und unmaterialistisches Herangehen, daß diese engere Verbindung überhaupt zustandekommt.

Ich überlege mir, ob es nicht zumindest ein Beitrag zur Lösung dieser Widersprüche sein könnte, wenn wenigstens die Leitungen mal eine Schulung zum dialektischen Materialismus durchführen würden. Ich könnte mir das in verschiedenen Schritten vorstellen:

a) Entstehung des dialektischen Materialismus und Aneignung der Grundaussagen

b) Verdeutlichung an verschiedenen Erscheinungen der Geschichte, der Naturwissenschaften usw.

c) Studium einer Untersuchung zum Beispiel von Mao Tsetung, um die Anwendung des dialektischen Materialismus herauszuarbeiten

d) Anwendung des Gelernten zum Beispiel bei der Untersuchung einer Ortsgruppe, bei der Erstellung eines Rechenschaftsberichts oder ähnlichem

Ich würde gern Deine Meinung dazu hören

Mit revolutionären Grüßen
D.

.

Liebe Genossen! 19. 5. 79

Euren Brief vom 23. 1. 79 habe ich am 4. 4. bekommen, und wenn ich ihn erst heute beantworten kann, so hat das seine Gründe. Darum bitte ich um Entschuldigung.

Wir müssen unterscheiden zwischen Theorie und Methode des dialektischen Materialismus. Der Revolutionäre Weg 6 behandelt im wesentlichen die dialektische Methode, soweit sie für die Arbeiterbewegung wichtig ist. Wir müssen die dialektische Methode beherrschen können, um als Partei der Arbeiterklasse den Klassenkampf des Proletariats zu führen. Wir müssen sie meistern, wenn wir die Partei und andere Organisationen des Proletariats leiten wollen. Daß in unseren Organisationen so viele Fehler gemacht werden, beweist, daß die dialektische Methode nicht voll beherrscht, das heißt nicht begriffen wird. Dagegen gibt es keine Rezepte, nur Anleitung. Diese geben uns die Klassiker des Marxismus-Leninismus, vor allem Lenin. Der Revolutionäre Weg 6 bringt auf Seite 23–25 Lenins »Bestimmung der Dialektik«. Als ich diese vor Jahrzehnten zum erstenmal in Händen hatte, habe ich tagelang darüber nachgegrübelt, was die einzelnen Punkte bedeuten und was dahinter steckt. Dann ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Bei allen wichtigen Fragen habe ich sie mir genommen, Fragen, Probleme, Aufgaben, Stellungnahmen, Maßnahmen, kurz, alles womit eine Leitung zu tun hat, mit Hilfe der Bestimmung der Dialektik zu beleuchten, zu untersuchen, zu charakterisieren, zusammenzufassen und dann zu entscheiden. Je gründlicher das gemacht wird, um so zutreffender, das heißt fehlerloser, wird das.

Oder anders ausgedrückt: Wir müssen uns das zweifache Denken angewöhnen. Zuerst in die Tiefe denken, das heißt ein Problem von allen Seiten analysieren, um den Kern zu finden, dann die Beziehungen zu anderen untersuchen, die Widersprüche aufdecken, den Kampf dieser Widersprüche feststellen und die analysierten Teile zusammenfassen.

Dann folgt das zweite Denken, das Perspektivdenken: festlegen, wo wir mit dem Problem hinwollen. Übergang von Quantität in Qualität, das heißt die vorher gewonnenen Erkenntnisse konkret anwenden; nur so gelingt der Sprung zu höherer Erkenntnis, »unendlicher Prozeß der Erschließung neuer Seiten, Beziehungen usw.« (Lenin).

Das sind nur einige Hinweise, aber die dialektische Methode liegt gerade darin, daß jeder Genosse seinen eigenen Kopf gebrauchen muß. Darum, Genossen, gebraucht ihn in ständiger Verbindung und im engsten Sinne der Bestimmung Lenins, und es werden die in Eurem Brief aufgezeigten Mängel verschwinden. Der Vorschlag, eine Schulung der Leitungen über die dialektische Methode durchzuführen, ist sehr gut, und man sollte dabei mit Lenins Bestimmungen der Dialektik beginnen.

Mit revolutionärem Gruß
Willi

Die Methode der Liquidatoren

Liebe Genossen! 17. 11. 76

In der Stellungnahme der Redaktion Revolutionärer Weg »Die pseudomarxistischen Methoden der Frankfurter Liquidatoren«, Rote Fahne 22/76, geht es darum, »die Methode Jacobs als stümperhaft, unehrlich, als unwissenschaftlich und pseudomarxistisch« zu entlarven. Das gelingt anhand der angeführten Beispiele auch sehr gut. Nun wird aber die Frage nach dem Warum und Wozu nur andeutungsweise behandelt. Der Leser muß sich fragen: Warum wird eigentlich soviel Wert darauf gelegt, die Methode von Jacob zu entlarven? Ist denn damit schon der ganze Jacob entlarvt?

Ich erinnere mich an den Herbst 1975, wo ich an den Angriffen auf den KABD beteiligt war. Damals kritisierte ich ausführlich die undialektische und unehrliche Methode im Tübinger »Brief der drei Ortsleitungen«; mit dem Inhalt jedoch, der kleinbürgerlichen Linie, die dahinter stand, war ich einig. Erst später begriff ich, daß Methode und Inhalt zusammengehörten, daß jemand, der eine kleinbürgerliche Linie vertritt, notgedrungen zu unmarxistischen Methoden greifen muß, ob gewollt oder ungewollt. Und so ist es doch auch bei der Jacob-Gruppe. Das Entscheidende ist nicht ihre Methode als solche, sondern das, was damit bezweckt werden soll.

Auch bei der Untersuchung der Methode ist doch die wichtigste Frage, vor allem für einen Arbeiter, der den Artikel in der Roten Fahne liest, wie sie sich auf die Entwicklung des Klassenkampfs auswirkt beziehungsweise auswirken soll. Selbst wenn man voraussetzen wollte, daß sich der Leser anhand bisheriger Rote-Fahne-Artikel schon gründlich mit den Jacob-Liquidatoren auseinandergesetzt hat, ist es notwendig, immer wieder dieses Entscheidende, die Auswirkung auf die revolutionäre Praxis, hervorzuheben. Und das kommt meiner Ansicht nach in der Stellungnahme zu kurz. Vor allem fiel mir das bei dem ersten Abschnitt: »Die Wechselwirkung von Theorie und Praxis« auf. Die Frage »Warum führt Jacob das Zitat Mao Tsetungs nicht zu Ende?« wird beantwortet: »Weil seine pseudomarxistische Methode der Zerstückelung der Mao-Tsetung-Zitate ihn sofort entlarven würde. Es bedeutet nichts anderes als einen Taschenspielertrick, mit dem er seine eigenen Anhänger täuschen will, um sie bei der Stange zu halten.« Aber wozu er seine Anhänger bei der Stange halten will beziehungsweise, daß sich diese Stange gegen die Arbeiterklasse richtet, das wird auch durch das folgende Mao-Tsetung-Zitat »Zugleich …« meiner Meinung nach nur sehr schwer verständlich.

Ich muß allerdings auch dazu sagen, daß ich persönlich wahrscheinlich wegen meiner geringen Praxis überhaupt große Schwierigkeiten habe, die Frage von Theorie und Praxis richtig zu begreifen!

Liebe Genossen, ich wäre Euch sehr dankbar für eine Antwort.

Rot Front!
Elke



Liebe Genossin Elke! 1. 12. 76

Die Redaktion Revolutionärer Weg hat Deinen Brief vom 17. 11. 76 erhalten. Du schreibst: »Warum wird eigentlich soviel Wert darauf gelegt, die Methode von Jacob zu entlarven? Ist denn damit schon der ganze Jacob entlarvt?« Mir scheint, Du unterschätzt die Methoden der Liquidatoren, obwohl der ideologischpolitische Kampf gegen das Liquidatorentum die Hauptseite ist. Dieser wurde darum als erstes durch den Rundbrief der Zentralen Kontrollkommission vom 9. 3. 76 und den Aufruf der Zentralen Kontrollkommission zur Kritik-Selbstkritik-Bewegung, dann durch die Erklärung der Zentralen Leitung des KABD in der Roten Fahne 11 und zuletzt durch den Revolutionären Weg 15 in ausreichendem Maße behandelt. Das kann Jacob vom ideologisch-politischen Inhalt her nicht widerlegen, darum wendet er eine pseudomarxistische Methode an, um den KABD zu verleumden und zu versuchen, seine Anhänger gegen unsere drei Organisationen aufzuhetzen und ideologisch-politisch nicht gefestigte Genossen zu verunsichern. Diese Methode ist deshalb pseudomarxistisch, weil mit zerstückelten Zitaten aus den Werken unserer Klassiker bestimmten Aussagen aus den Schriften des KABD ein anderer Sinn unterschoben wird.

Diese Methode mußte unbedingt entlarvt werden, weil sie der Nährboden von verschiedenen Gerüchten ist. Solche Gerüchte werden von den Frankfurter Liquidatoren systematisch verbreitet, so zum Beispiel die »Fälschung« des angeführten Mao-Tsetung-Zitats. Die Entlarvung solcher Gerüchte ist nicht nur wichtig, um unseren Genossen eine Waffe gegen die Liquidatoren in die Hände zu geben, sondern auch, um die Anhänger Jacobs zu verunsichern, die solche Tiraden Jacobs geglaubt haben. Diese Verunsicherung wird um so größer werden, je unsachlicher und unwissenschaftlicher Jacob vorgeht. Dazu kommt, daß er die Praxis liquidiert hat, was, je länger es dauert, bei seinen Anhängern eine tiefe Unzufriedenheit hervorrufen wird.

In Deinem Brief ist mir unverständlich, wie Du annehmen kannst, daß in der Stellungnahme der Redaktion des Revolutionären Wegs die Entlarvung der Methode der Liquidatoren vom Inhalt der liquidatorischen Auffassung getrennt sei. Inhalt und Methode sind eine dialektische Einheit, wobei am Anfang die inhaltliche Auseinandersetzung die Hauptseite war und jetzt die Entlarvung der Methode zur Hauptseite geworden ist. Das kann in nächster Zeit eventuell wieder anders sein. Die Wechselwirkung zwischen beiden Seiten, zwischen Inhalt und Methode des Liquidato-rentums, spielt bei der Entlarvung der Liquidatoren verschiedener Gruppierungen eine wichtige Rolle, wobei sich das Gewicht verlagert. Du kannst doch nicht im Ernst bestreiten, daß die Entlarvung der Methode der Frankfurter Liquidatoren grundsätzlich, das heißt ideologisch-politisch, geführt wurde. Ich hätte eher verstehen können, Du wärest der Meinung, daß die Entlarvung der Methode etwas zu theoretisch ausgefallen ist.

Die Entlarvung der Methode der Liquidatoren geschieht inhaltlich als Kampf zweier Linien, der proletarischen Linie gegen die kleinbürgerliche Linie der Frankfurter Liquidatoren, denn die pseudomarxistische Methode und die kleinbürgerliche Linie sind zwei Seiten einer dialektischen Einheit. In der Auseinandersetzung mit den Frankfurter Liquidatoren trat zuerst die kleinbürgerliche Linie der Klausurtagung bei Jacob als Hauptseite hervor, dann wechselte die Hauptseite zur pseudomarxistischen Methode über, als die kleinbürgerliche Linie geschlagen wurde und Jacob glaubte, mit dieser Methode eher ans Ziel zu kommen. Seine kleinbürgerliche Linie wurde geschlagen, nunmehr mußte seine pseudomarxistische Methode entlarvt und geschlagen werden. Das ist der Sinn der Stellungnahme der Redaktion des Revolutionären Wegs in der Roten Fahne 22/76.

Rot Front!

Redaktion des Revolutionären Wegs

i. A. Willi

Übersetzungen