Leserbrief
Gasumlage – eine weitere Abzocke
Unter Umlage versteht man laut Duden einen umgelegten Betrag (je Person, Beteiligten etc.). Konkret: höhere Einkaufspreise werden auf den Endverbraucher umgelegt. Damit ist klar, mit Person sind die einfachen Leute gemeint, die anderen Beteiligten haben andere Möglichkeiten. Vertrag hin oder her. Der Preissprung von 3 Cent pro kWh vor einem Jahr auf jetzt 21 Cent langt wohl nicht. Umgelegt wird in dem Zuge auch gleich die Mehrwertsteuer – denn die zahlt nur der Endverbraucher. Die Umlage ist also nichts anderes als die höheren Einkaufspreise auf die einfachen Leute abzuwälzen.
Offiziell wird im September mit einer Inflationsrate von 10% gerechnet. Das ist schon für viele nicht zu schultern. Tatsache ist aber, dass die entscheidende Preissprünge bei Grundnahrungsmitteln, Kraftstoffe und Heizkosten entstanden. Da nähert sich die Inflation für die meisten schon der 20%-Marke. Welcher Erwerbslose, welcher Arbeiter, welcher Rentner soll das bezahlen?
Großkonzerne erleben traumhafte Gewinne während der Mittelstand, die einfachen Handwerksbetriebe und die Masse der Menschen immer mehr in ihrer Existenz bedroht werden. Die sogenannten „Entlastungspakete“ verdienen den Namen nicht. Richtig wäre das Kind beim wirklichen Namen zu nennen: Entlastung für die Großverdiener und Belastung für alle anderen.
Nur ein paar Beispiele, die wirklich keinen Anspruch auf Vollständigkeit bei dieser Abzocke enthalten. Allein 2021 verteuerte sich der Gaspreis um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wohlgemerkt vor dem Krieg. Und dann wurde erst richtig hin gelangt.
RWE verdoppelte seine Gewinne im ersten Halbjahr 2022 auf 2,1 Milliarden Euro. Shell meldete fürs zweite Quartal 2022 eine Steigerung um 525% auf 18 Milliarden US-Dollar. Paradebeispiel wie man sich am Krieg bereichert ist der norwegische Konzern Equinor: Im Quartal April – Juni steigerte er seinen Gewinn um das 4fache gegenüber dem Vorjahr. Wir sollen „frieren für den Frieden“ und die Abwälzung der Krisen- und Kriegslasten klaglos, garniert mit sogenannten „Entlastungspaketen“, hinnehmen. Und der Staat? Er greift mit der Mehrwertsteuer kräftig ab – bei den Endverbrauchern. Während Uniper jetzt Staatshilfen von über 15 Milliarden Euro erhält. Zur Erinnerung: Uniper hatte 2019 vor Steuern und Zinsen 863 Millionen Euro und 2020 1,19 Milliarden Euro Gewinn.
Welche Logik steckt dahinter? Wenn es um Gewinne geht, wie bei der Debatte um die Übergewinnsteuer, wird immer die „freie Marktwirtschaft“ bemüht. Wenn ein Konzern dann mal Miese macht, sollen ganz selbstverständlich die einfachen Leute dafür zahlen.
Meiner Meinung nach muss die „Gasumlage“ vom Tisch – ohne Wenn und Aber! Stattdessen eine Deckelung der Energiepreise auf den Stand vom 1. Januar 2021 auf Kosten der Energiekonzerne!