Willi Dickhut
Beurteilung des Revolutionären Wegs 6
Grundsätzliche Briefwechsel und Dokumente Willi Dickhuts 1971
Lieber Genosse Willi,
26. 7. 71
ich habe heute die Schrift über »Die dialektische Methode in der Arbeiterbewegung« studiert, und ich muß sagen, daß diese Schrift wohl das gründlichste und beste ist, was ich je über die Dialektik gelesen habe (wenn ich mal die Klassiker ausklammern darf). Ich bin Student und schon ein ziemlich hohes Semester, und wenn man sich so anhört, wie einem die bürgerliche Wissenschaft den Kopf vernebelt, erst dann kann man den Stellenwert des Revolutionären Wegs 6/71 für die Bewegung an der Hochschule so richtig einschätzen. Ich für meinen Teil werde mein möglichstes tun, die Verbreitung dieser Schrift bei uns zu fördern.
Diese Schrift ist ja nicht nur ein Referat der Klassiker, sondern versucht ja gerade, die dialektische Methode in schöpferischer Anwendung auf unsere Zeit, unsere Gegenwart zu übertragen …
Rot Front, und das heißt zum gegenwärtigen Zeitpunkt:
Vorwärts zur Einheit aller wahren Marxisten-Leninisten
Klaus
Lieber Genosse Klaus!
3. 8. 71
Besten Dank für Deinen Brief vom 26. 7., doch muß ich Dir sagen, daß Dein Lob weit übertrieben ist. Ich habe allerdings in meiner langen Tätigkeit als Arbeiterfunktionär
1. mich immer bemüht, mir die Theorie des Marxismus-Leninismus anzueignen, wenn es mir auch im Anfang, wie jedem Arbeiter, der tagsüber schuften mußte, oft recht schwerfiel,
2. mir ständig überlegt, wie man am besten die Theorie mit der Praxis verbinden kann.
So und nur so kann man Erfahrungen sammeln. Buchwissen reicht allein nicht allzu weit, obwohl ein Revolutionär immer studieren muß. Aber die beste Theorie ist wertlos, wenn sie nicht in der Praxis ihren Niederschlag findet. Und das ist nicht ohne Anwendung der dialektischen Methode möglich. Das wollte ich in der Schrift, besonders im zweiten Teil, klarlegen. Der erste Teil ist ja nur eine Erläuterung der Begriffe, eine kurze Interpretation der Hauptgedanken unserer Klassiker in den Hauptpunkten des dialektischen Materialismus. Den zweiten Abschnitt halte ich für die Durchführung einer richtigen Praxis für entscheidend. Hier wollte ich an Hand einiger konkreter Beispiele Anregungen geben, wie wir die dialektische Methode in der praktischen Arbeit anwenden können. Wenn das gelungen ist, würde es mich freuen, denn es ist tatsächlich keine leichte Aufgabe.
So sehr mich Deine Anerkennung auch gefreut hat, ich wäre Dir und Deinen Genossen dankbar, wenn Ihr mir einige kritische Hinweise geben würdet. Außerdem hoffe ich, daß Du, wenn Du Dein Studium in Tübingen beendet hast und nach Moers zurückkommst, uns in der revolutionären Arbeit unterstützen wirst. In diesem Sinne
Rot Front!
Willi