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Erstmals befasst sich eine Nummer des theoretischen Organs relativ ausführlich mit der Religion. Stoßt ihr dadurch religiöse Menschen nicht vor den Kopf?

Die Religion wird in erster Linie in ihrer gesellschaftlichen Funktion behandelt. Sie war historisch die erste weltanschauliche Grundlage der Klassengesellschaften und fand dann später Eingang in die bürgerliche Ideologie. 

Gleichzeitig betont unser Buch, dass Glaube und Religionsausübung eine persönliche Angelegenheit sind, die jeder für sich entscheiden muss. Wir kritisieren allerdings die Verschmelzung von Staat und Kirche, die in Deutschland besonders ausgeprägt ist.

Wir müssen uns zudem weltanschaulich verstärkt mit dem vernebelnden Idealismus der Religion auseinandersetzen und eine aufklärerische Überzeugungsarbeit leisten, was in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen ist. Immerhin hat der Imperialismus in den letzten 40 Jahren die Religion bewusst gefördert, um einen Damm gegen den wissenschaftlichen Sozialismus zu errichten.

Vor diesem Hintergrund sind auch islamistisch-faschistische Terrororganisationen wie die Taliban, die Hamas oder der Islamische Staat entstanden, die die Religion benutzen, um ihr faschistisches Gedankengut unter die Massen zu bringen und ihre Terrorherrschaft zu rechtfertigen.

Auch die faschistische Propaganda des Donald Trump in den USA wird sehr stark von der extrem reaktionären Strömung der christlichen Evangelikalen unterstützt. Diese feiern Trump sogar als neuen Messias, als Produkt der göttlichen Vorsehung.

Inzwischen sind auch die Kirchen in eine echte Krise geraten. Wir haben es mit Millionen Austritten sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche zu tun. Nicht nur wegen der aufgedeckten sexuellen Verbrechen von kirchlichen Funktionsträgern und ihrer systematischen Vertuschung über Jahrzehnte, sondern auch, weil sich in einer aufgeklärten Gesellschaft der Sinn der Religion und noch mehr der Amtskirchen für viele erübrigt hat.

Neben den hauptsächlichen Religionen spielen aber auch Ersatzreligionen wie Esoterik oder Anthroposophie eine Rolle. Ein Abschnitt ist deshalb der Anthroposophie gewidmet. Wenig bekannt ist, dass sie einen sehr reaktionären Ursprung hat. So beeinflusst sie heute das gesellschaftliche Leben nicht unwesentlich als Scheinalternative zur bürgerlichen Bildungspolitik, zur sogenannten »Schulmedizin« oder zur umweltschädigenden Landwirtschaft.