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Gabi Fechtner: Warum die Jugendbewegung gegen Umweltkatastrophe, Krieg und Faschismus sozialistisch sein muss

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 21. Internationalen Pfingstjugendtreffens, liebe Jugendliche, liebe Rebellinnen und Rebellen,

die Menschheit befindet sich in einer latenten Existenzkrise! Es ist schon gute Tradition, dass wir den Sonntagvormittag auf dem Pfingstjugendtreffen nutzen und uns die Zeit nehmen, hinter die Kulissen zu schauen und den Dingen auf den Grund zu gehen.

Die heutige Veranstaltung hat den Titel: „Warum die Jugendbewegung gegen Umweltkatastrophe, Krieg und Faschismus sozialistisch sein muss“. Tja, warum eigentlich sozialistisch? Ich fange mal anders herum an: Was passiert,wenn sie nicht sozialistisch wäre? Man könnte den Sozialismus doch vielleicht auch besser raushalten! Man hätte jedenfalls weniger Scherereien, nicht so viele Sorgen mit dem Antikommunismus ...

Oder man könnte sagen: Wenn es so dramatische Probleme wie eine Umweltkatastrophe, akute Weltkriegsgefahr und eine zunehmende Tendenz zu Faschismus gibt, dann kümmern wir uns erst mal um diese brennenden Fragen und später dann um den Sozialismus – nach dem Motto „eins nach dem anderen ...“

Im Moment ist Europawahlkampf; bei diesen Wahlen können alle ab 16 Jahren wählen. Obwohl alle 35 Parteien in derselben Wirklichkeit leben, sind wir die einzige, die die Zukunft der Jugend im echten Sozialismus sieht. Alle anderen versprechen, vorhandene Probleme auf nicht-sozialistischem Weg lösen zu können. Millionen Jugendliche demonstrieren seit sechs Jahren mit Fridays for Future. Die Arbeiterjugend beteiligt sich aktiv an oft offensiv geführten gewerkschaftlichen Streiks. Vor allem in den USA, aber auch in Australien, Deutschland, Österreich, Großbritannien besetzen Studierende Unis, um gegen den Völkermord Israels an den Palästinensern zu demonstrieren. Mit über 5 Millionen demonstrierten in Deutschland seit Anfang des Jahres so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr gegen die AfD, Rechtsentwicklung und Faschismus.

Doch das Vorhaben, die größten Menschheitsprobleme in vereinigten sozialistischen Staaten der Welt lösen zu wollen, ist noch kein Mainstream. Das muss aber zu einer massenhaften Strömung besonders unter der Jugend werden!

Für die internationale sozialistische Revolution ist die Führung der Arbeiterklasse nötig und die große Masse der Jugend als praktische Avantgarde der Revolution. Alle revolutionären Gärungsprozesse der letzten Jahrzehnte hatten eine wichtige Seite in der Massenaktivität der Jugend – wie im „Arabischen Frühling“, in den Volksaufständen im Iran oder auch der Massenbewegungen zu „Black Lives Matter“.

Eine sozialistische Revolution ist nötig, weil alle diese Zukunftsfragen der Jugend nicht im Kapitalismus gelöst werden können. Denn all diese Probleme haben einen gemeinsamen Nenner: Sie sind systemimmanent, also gesetzmäßig.

Als Dialektiker unterscheiden wir zwischen Erscheinung und Wesen, Zufall und Gesetzmäßigkeit. Denn wir wissen, dass alles in der Welt nach dialektischen Bewegungsgesetzen funktioniert. Auch das ist nicht selbstverständlich in dieser Gesellschaft. So behauptete der Wirtschaftsjournalist Klaus Peter Weinert: In der Gesellschaft „werden keine Gesetze entdeckt, sondern (von Menschen) aufgestellt.1

Als hätte er das vor Augen gehabt, erklärte Stalin zu dieser Frage: Diese Leute „verwechseln ... die Gesetze der Wissenschaft ... mit den Gesetzen, die von Regierungen erlassen, nach dem Willen der Menschen erschaffen werden ... Der Marxismus fasst die Gesetze der Wissenschaft – ganz gleich, ob es sich um Gesetze der Naturwissenschaft oder um Gesetze der politischen Ökonomie handelt – als die Widerspiegelung objektiver, unabhängig vom Willen der Menschen vor sich gehender Prozesse auf. Die Menschen können diese Gesetze entdecken, sie erkennen, sie erforschen, sie in ihrem Handeln berücksichtigen, sie im Interesse der Gesellschaft ausnutzen, aber sie können diese Gesetze nicht verändern oder aufheben.“2

Ein kleines Beispiel. Wenn ich einen Ball loslasse, wird er zu Boden fallen. Warum ist das so? Er fällt zu Boden, weil es die Gesetzmäßigkeit der Erdanziehungskraft, die Schwerkraft der Erde gibt, die dazu führt, dass der Ball zu Boden fällt. Wenn hier jemand jetzt den Ball fängt, den ich ihm zuwerfe oder damit Fußball spielt – was macht er? Hat er die Schwerkraft außer Kraft gesetzt, gibt es dann die Schwerkraft nicht mehr? Doch, die Schwerkraft gibt es weiterhin, aber er hat dem ein stärkeres Gesetz entgegengesetzt, mit seiner Muskelkraft, mit seiner Fähigkeit mit dem Ball umzugehen. Er hat sich das Gesetz zunutze gemacht, hat verstanden wie es funktioniert und kann dadurch mit dem Ball richtig umgehen. Das müssen wir bei Gesetzen machen – wir müssen sie verstehen.

Gesetzmäßigkeiten können wir also nicht außer Kraft setzen, aber wir können damit arbeiten. Gesetzmäßigkeiten gibt es in der Natur, in der Gesellschaft und solche im Kampf um die Denkweise. Aber wenn Gesetzmäßigkeiten unabhängig vom Willen der Menschen ablaufen, haben dann also diejenigen recht, die sagen - und das hört man relativ oft: „Da können wir eh nichts dran ändern“. Was sollen wir dann noch tun, müssen wir uns dem hingeben?

Nein, denn ich kann einer Gesetzmäßigkeit auch eine andere, stärkere Kraft entgegensetzen. In einer neuen Gesellschaftsordnung treten auch neue Gesetzmäßigkeiten in Kraft.

Wir schauen uns also jetzt an, welche Gesetzmäßigkeiten unseren drei großen Menschheitsproblemen im Kapitalismus zugrunde liegen. Mit dem Ziel, sie zu erforschen und im Interesse der Gesellschaft auszunutzen, um ihnen eine stärkere Kraft, andere Gesetze entgegenzusetzen.