RF-TV Bericht
Zukunftsdemo in Gelsenkirchen am 04.06.22
Über Monate und Wochen vorbereitet: Pfingstjugendtreffen und die Zukunftsdemo
Nach Stefan Engel würdigte Wanja Lange vom Zentralen Koordinierungsausschuss des Pfingstjugendtreffen, wie dieses Event über Wochen und Monate in vielen Städten vorbereitet wurde, unter anderem mit Fußballmannschaften und Mannschaften für die "Spiele ohne Grenzen". Christian Link von der Bergarbeiterbewegung Kumpel für AUF warnte nicht nur vor der Gefahr eines Weltkriegs, sondern attackierte auch die Politik des Bergbaukonzerns RAG, der im Ruhrgebiet verbrannte Erde hinterlässt. Der Kampf dagegen werde genauso Thema des Pfingstjugendtreffens sein wie die Organisierung der internationalen Arbeitereinheit gegen den imperialistischen Krieg. Jan Specht, Stadtverordneter des überparteilichen Kommunalwahlbündnisses AUF Gelsenkirchen, freute sich, dass sich dieses Treffen in seiner Stadt ereignet und sich deutlich von den vielen kommerziellen Angeboten für die Jugend abhebt. Petra Müller von der Gewerkschaft ver.di erinnerte sich, wie sie genau an dieser Stelle erst vor kurzem während des Streiks im Erziehungs- und Sozialdienst gemeinsam mit über 10.000 Kolleginnen und Kollegen stand: "Das war ein einmaliges Erlebnis und es hat gezeigt, welche Kraft in solchen Streiks steckt." Danach richtete eine Kollegin Grüße von den Streikenden in der Essener Uniklinik aus.
Im Demozug dabei waren Industriearbeiter und Auszubildende verschiedener Großbetriebe in ihren Arbeitsanzügen, mit Gewerkschafsfahnen der IG Metall, von ver.di und IGBCE sowie eigenen Transparenten. Ford-Kolleginnen und -Kollegen forderten: "Stoppt den Krieg sofort!" IG-Metall-Vertrauensleute von Opel: "Inflation macht arm - Lohnnachschlag! Kein Geld für euren Krieg!" Aufmerksame und freudige Reaktionen Ein langer Demonstrationszug mit am Schluss rund 1.100 Teilnehmerinnen und Teilnehmernschlange zog sich durch die Innenstadt von Gelsenkirchen und mündete schließlich wieder in die belebte Fußgängerzone. Überall schauten Leute - oft ganze Familien - aus dem Fenstern, andere blieben stehen, schauten zu oder machten Videos von der Demo. Manche winkten, der Verkäufer einer Dönerbude grüßte mit erhobener Faust. Aktivisten des Pfingstjugendtreffens sprachen viele Passanten an und luden sie zum Vorbeikommen ein. Mit Büchsen an langen Angelruten wurden Spenden gesammelt. Während der Demonstration gab es immer wieder Kurzansprachen an die Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger sowie Redebeiträge am offenen Mikrofon - unterbrochen von Songbeiträgen und Sprechchören. Spontane Zwischenkundgebung Eine erste spontane Aktion fand beim Büro der Grünen in Gelsenkirchen statt, über dem kurzfristig ein Transparent aufgespannt wurde. Die Aktion richtete sich gegen die schändliche Rolle insbesondere der führenden Grünen, die im Gegensatz zu den Versprechungen in ihrem Wahlprogramm mittlerweile zu aggressiven Kriegstreibern geworden sind. Bei einer spontanen Zwischenkundgebung auf einer vielbefahrenen Kreuzung, mit der zeitweilig auch der Verkehr blockiert wurde, stand der Aufruf zum aktiven Widerstand gegen die akute Weltkriegsgefahr im Zentrum. Die MLPD-Vorsitzende Gabi Fechtner rief: "Wir haben uns entschlossen, ein deutliches Zeichen zu setzen. ... Wir befinden uns in einer Situation, die noch keiner von uns erlebt hat, einer Situation, in der jederzeit ein Weltkrieg ausbrechen kann. Wir sagen, die Jugend braucht eine Perspektive im Sozialismus, in einer Gesellschaft, in der nicht mehr Krieg das Geschehen bestimmt, sondern die Menschen im Mittelpunkt stehen!" Stimmung kämpferisch und entschlossen Bei der Abschlusskundgebung wurde unter anderem gegen die Strafanzeige protestiert, die die Polizei gegenüber Demo-Anmelderin Lisa Gärtner wegen dieser Zwischenkundgebung ankündigte. Es sprachen noch Anna Vöhringer vom Jugendverband REBELL, eine Vertreterin des Samidoun-Netz, einer Organisation zur Verteidigung der palästinensischen politischen Gefangenen, Ali vom Young Struggle und Tassilo Timm, MLPD-Landesvorsitzender von Thüringen. Kinder der Kinderorganisation ROTFÜCHSE trugen das Rotfuchslied vor. Kämpferische Vertrauensleute von Thyssenkrupp und Opel begründeten die Dringlichkeit des Kampfs für Lohnnachschlag und warum das mit selbständigen Streiks durchgesetzt werden muss. Die Stimmung der Demonstrierenden war kämpferisch und entschlossen. Ahmed (17) aus Dortmund war stolz: "Das hat mir sehr gut gefallen. Es war genau richtig, gegen den Krieg zu protestieren." Ein Rotfuchs aus Gelsenkirchen: "Es war spannend. Ich komme aus Kurdistan und bin gegen den Krieg in der Ukraine. Die Strafanzeige wegen der Zwischenkundgebung ist Schwachsinn."